Können Sie kurz erklären, was das Projekt PFLOPF ist?
PLOPF ist ein vom Bund und den drei Kantonen Aargau, Thurgau und Zürich unterstütztes Ressourcenprojekt mit dem Ziel, den Pflanzenschutzmitteleinsatz durch die Verwendung von Precision-Farming-Technologien zu optimieren. Einerseits geht es darum den PSM-Einsatz zu reduzieren. Andererseits soll aufgezeigt werden, dass die dafür notwendigen Technologien auch unter Schweizer Bedingungen anwendbar sind und welchen Nutzen oder Mehrwert sie bringen können.
Seit 2019 läuft das Projekt. Können Sie sagen, was der aktuelle Stand ist?
Das Projekt ist in sieben Massnahmen aufgeteilt. In allen Bereichen wurden die nötigen Arbeiten aufgegleist, damit die Massnahmen umgesetzt werden können. Ich arbeite vor allem in der Massnahme 1 mit, bei der es darum geht, betriebsspezifische Prognosedaten verfügbar zu machen, so dass zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort die richtige Pflanzenschutzmassnahme durchgeführt werden kann. Dazu wurde eine Webplattform entwickelt, in der die Daten der Wetterstationen mit Prognosemodellen verknüpft sind. Diese wird bislang noch geschlossen geführt, soll mittelfristig aber für weitere Betriebe geöffnet werden. Die Betriebe geben ihre Daten der Auszählungen und Behandlungen ein. So entsteht eine wichtige Informationsplattform über den Schädlings- und Krankheitsdruck in den verschiedenen Kulturen und der Einsatz von PSM kann konkret geplant werden mit dem Ziel, PSM dadurch einzusparen.
Welche positiven Erfahrungen haben Sie bis heute gemacht?
Das Interesse für die Teilnahme am Projekt war gross, so dass in gewissen Bereichen sogar eine Auswahl an Betrieben gemacht werden musste. Es zeigt sich, dass die Themen Technik, Digitalisierung und Precision Farming bei den meisten Landwirten aktuell sind, sie dafür affin sind, neue technologische Möglichkeiten ausprobieren, um effizienter z.B. beim Einsatz von Hilfsstoffen zu sein.
Gibt es Schwierigkeiten, die sich bei der Umsetzung des Projektes zeigen?
Ein über mehrere Jahre angelegtes und interkantonales Projekt braucht eine gute Koordination und eine gewisse Zeit, bis die nötigen Strukturen aufgebaut sind und die Massnahmen wie angedacht in vollem Umfang umgesetzt werden und greifen können. Ein Projekt ist Entwicklungsarbeit und da funktioniert nicht immer alles genauso, wie ursprünglich angedacht ist. Das liegt in der Natur der Sache. Da ist bei allen Beteiligten immer wieder die nötige Geduld gefragt.
Welche konkreten Versuche wurden an der Liebegg aufgrund von PFLOPF realisiert oder sind geplant?
Am Projekt beteiligen sich im Kanton Aargau 18 Betriebe aus den Bereichen Acker-, Gemüse- und Rebbau. Auf diesen Betrieben werden die verschiedenen Massnahmen des Projekts umgesetzt. Die Liebegg koordiniert auf kantonaler Ebene das Projekt und unterstützt die Produzent*innen bei der Umsetzung der Massnahmen in der Praxis. Versuche im Rahmen von PFLOPF sind nicht direkt vorgesehen, die Umsetzung der Massnahmen an sich sind die Versuche.
Welche Menge Pflanzenschutzmittel sparen Sie auf den Versuchsparzellen ein (in %)? Hat dies Auswirkungen auf die Erträge?
Im Projekt rechnet man damit, durch den Einsatz der Precision-Farming-Technologien rund 25 % an Pflanzenschutzmitteln im Vergleich zur bisherigen Handhabung der behandelten Flächen einzusparen. Dabei soll es zu keinen Einbussen bei den Erträgen kommen.
Welche Precision-Farming-Technologien setzen Sie ein?
Standortspezifische Prognosemodelle, GPS-Lenksysteme (Reduktion der Fahrgassenüberlappung), GPS-gesteuerte Pflanzenschutzgeräte mit Teilbreiten- oder Einzeldüsenschaltung, Sensortechnik (Bewuchsspezifische Applikation von PSM), Sensorgesteuerte alternative Unkrautregulierung, Drohneneinsatz (optimale Behandlungszeitfenster, Abdriftreduktion)
Mit welchen Massnahmen versprechen Sie sich den grössten Erfolg?
Die Prognosedaten, die auf die Betriebe zugeschnitten sind und die daraus entstehenden Behandlungsempfehlungen erlauben einen gezielten Pflanzenschutzmitteleinsatz, damit unnötige Behandlungen vermieden werden. Darin sehen wir grosses Potential, aber auch die grösste Herausfoderung im Projekt. Auch durch den vermehrten Einsatz von GPS-gesteuerten Geräten und vor allem der Sensortechnik lassen sich zudem die Ausbringmengen stark reduzieren respektive die Genauigkeit erhöhen und Überspritzungen werden vermieden.
Ist es das Ziel die Erkenntnisse aus PFLOPF in der ganzen Schweiz umzusetzen?
Auf jeden Fall. Die Erkenntnisse und erarbeiteten Grundlagen werden vom BLW aufgenommen und beurteilt. Wenn sie sich bewähren, sollen diese langfristig von den Landwirten in der Schweiz umgesetzt werden und zur Verfügung stehen.
Was sind die Zielsetzungen bis zum Ende des Projektes 2026?
Das Ziel von PFLOPF ist aufzuzeigen, mit welchen Massnahmen im Bereich der Precision-Farming-Technologien PSM eingespart werden können und ob sie auch Sinn machen respektive in der Praxis auch gut umsetzbar sind. Das Potential der verfügbaren Technologien soll auf jeden Fall vermehrt genutzt werden und die Erkenntnisse aus dem Projekt sollen auch nach dessen Ende etabliert und im Optimalfall in die breite Praxis transferiert sein.