Die Arbeitswissenschaftlerin Dr. Christina Umstätter forscht an der Agroscope in Tänikon im Bereich Smart Farming. Sie erzählt, womit sie sich bei ihrer täglichen Arbeit als Leiterin der Forschungsgruppe «Automatisierung und Arbeitsgestaltung» beschäftigt.
Christina Umstätter, Sie forschen an der Agroscope in Tänikon zu Themen aus dem Bereich «Smart Farming». Wie erklären Sie einem Laien diesen Begriff?
Beim Smart Farming geht es um den Einsatz von neuen digitalen Technologien, um die Arbeitseffizienz zu steigern, Ressourcen zu schonen und das Tierwohl zu verbessern. Ziel ist es langfristig die verschiedenen Technologien miteinander zu verknüpfen, und damit einen Mehrwert an Wissen zu generieren und die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern weiter zu erleichtern.
Wie sieht Ihre tägliche Arbeit als Leiterin einer Forschungsgruppe aus?
Unsere Forschungsgruppe Automatisierung und Arbeitsgestaltung beschäftigt sich mit vier Themen. Neben der Digitalisierung im Tierbereich und den Arbeitswissenschaften bearbeiten wir auch noch die Gebiete Melktechnik und die Geruchsforschung. Durch die Leitungsfunktion habe ich das Glück, dass ich in alle vier Bereiche reinschnuppern kann. Ein Fokus meiner eigenen Forschungstätigkeit liegt gleichwohl darauf, die Digitalisierung und die arbeitswissenschaftlichen Fragestellungen zusammenzubringen.
In welchen Bereichen wird an der Agroscope aktuell ebenfalls geforscht?
Aktuell werden an der Agroscope auch die Themen Automatisierung in der Weidewirtschaft, die Nutzung von Drohnen im Ackerbau, Grünland und Weinbau sowie smarte Technologien in der Gemüseproduktion, sowohl im Feld als auch im Gewächshaus, erforscht.
Warum ist Digitalisierung für die Landwirtschaft wichtig?
Der Haupttreiber hinter der Automatisierung ist der Mensch mit dem hohen Kostenfaktor Arbeit. Die Akzeptanz der neuen Technologien steht und fällt ebenfalls damit, wie leicht diese Werkzeuge zu nutzen sind und ob sie wirklich einen Nutzen für die Bäuerinnen und Bauern haben. Das muss nicht immer ein ökonomischer Nutzen sein. Im Fall des Melkroboters sind auch die physische Arbeitserleichterung und die Flexibilität in der Tagesgestaltung wichtige Faktoren für einen möglichen Kauf.
Macht Digitalisierung aus Ihrer Sicht für jeden Schweizer Landwirtschaftsbetrieb Sinn oder hängt dies von der Betriebsgrösse ab?
Jeder Betrieb muss selbst entscheiden, ob und in wieweit er sich mit neuen Technologien auseinandersetzen will. Das hängt von vielen Faktoren ab, auch nicht zuletzt, ob der Betriebsleitende und sein Team Freude an Technik haben. Bei einer Umfrageauswertung zum Stand der Mechanisierung und Digitalisierung im Pflanzenbau konnten wir feststellen, dass neue Technologien trotz international kleiner Strukturen auch in der Schweiz Anwendung finden.
Welche Technologien sind in der Schweiz besonders verbreitet?
Technologien zur Ressourcenoptimierung beispielsweise beim Pflanzenschutz oder der Düngung sind heute in der Schweiz generell weniger verbreitet als arbeitserleichternde Technologien. Darüber hinaus konnten wir feststellen, dass kleine Betriebe und solche in der Bergregion signifikant weniger Technologien einsetzen als Haupterwerbszweige wie Gemüse oder Spezialkulturen.