Interviews – Feldtage 2020 - ein Rückblick

Wir stehen auf den Feldern der Feldtage 2020. Es gibt nochmals Ergebnisse zu präsentieren und dazu stellen wir Hans Hirschi von LANDOR und Organisator nochmals einige Fragen.

Colette Basler
11. Dezember 2020

*Sämtliche Versuche und deren Resultate beziehen sich ausschliesslich auf den Standort Kölliken im Jahr 2020. 

Die Feldtage 2020 konnten leider nicht vor Ort stattfinden. Wie gross war das Interesse an den digitalen Veranstaltungen?  

Die Teilnahme am Livestream war mit 1650 Besucher*innen an drei Veranstaltungen sehr gut. Der youtube-Kanal des Schweizer Bauer verzeichnet bis heute 3500 Ansichten. Das kann als Erfolg gewertet werden. Live vor eine Kamera stehen, war für mich eine neue Erfahrung. 

Sind spontan Landwirt*innen auf den Parzellen vorbeigekommen?

Ja, es gab spontane Besuche, vor allem auch an den Wochenenden. 97% der Interessierten waren aber aus der «nicht-bäuerlichen» Bevölkerung. Ihr Augenmerk richtete sich vor allem auf alle blühenden Kulturen. 

Welche Ergebnisse können nun im November noch präsentiert werden?

Die Felder wurden wieder den ansässigen Bauern übergeben, da erst 2023 wieder Feldtage stattfinden werden. Die Auswertungen der Versuche liegen aber vor und können unter www.feldtage.ch eingesehen werden. 

Was hat am meisten überrascht? Welche Versuche sind gelungen?

  • Gelungen ist sicher der Versuch mit dem Hasenweisen, beim welchem trotz weiter Saat, keine Ertragseinbussen festgestellt werden konnten. 
  • Alle Sortenversuche sind sehr gut gelungen, von Brot- über Futtergetreide, Raps, Sonnenblumen, Mais, Zuckerrüben. Wir arbeiteten sehr genau bei der Düngung, bei der Saatguttechnik, bei den Pflanzenschutzapplikation bis zum genauen Wägen und Auswerten. Das lohnte sich.
  • Die Resultate beim Brotgetreideversuche decken sich mit denen der nationalen Versuche. Es gibt zwei neue Topsorten auf der Sortenliste: Piz Nair und Cadlimo, welche ertragsmässig deutlich besser abschnitten als Vergleichssorten, zudem sind sie betreffend Qualität und Resistenz mindestens so gut. Spontan und Montalbano brachten trotz Trockenheit sehr gute Erträge. 
  • Bei der Gerste konnte gezeigt werden, dass wenn man frühreife Sorten genug früh drischt, das heisst, wenn die frühen Ähren reif sind und nur noch 14,5% Feuchtigkeit aufweisen, wir mit 100 Kg mehr das gleich hohe Ertragsniveau haben wie bei mittelspäten oder späten Sorten. Zudem können Nachfolgekulturen (z.B. Sorghum oder Silomais) früher angebaut werden.
  • Zahnmaisbetonte Körnermaissorten trocknen und reifen schneller ab und bringen Spitzenresultate. Dafür gilt es drei Dinge zu berücksichtigen: Angepasste Sorten / frühe Saat / rechtzeitiger Dreschtermin
  • Der mit Spannung erwartete Stickstoff-Kali-Steigerungs-Düngungsversuch ist gelungen. Das könnte die Landwirt*innen interessieren. Da weise ich auf die Resultate auf www.feldtage.ch hin. 
  • Es werden bei den Versuchen immer die drei besten Deutschen Sorten einbezogen. Bis heute genügen sie aber den Qulitätsansprüchen der Schweizer Müller nicht. Sie kommen nicht auf die Schweizer Sortenliste, weil sie mindestens eines der drei Kriterien: Qualität, Widerstandsfähigkeit und Ertrag, nicht erfüllen. 

Gab es Versuche, die du nach der Auswertung für die Praxis nicht empfehlen kannst?

  • In Kölliken sind die Böden sehr schlufreich. Sie verschwemmen leicht. Herbizidlose Varianten, ganz speziell bio Versuchsflächen, aber auch eine IP-Versuchsfläche und der ungespritzte Hasenweizen, kamen gut raus, aber mit dem Striegel konnte nicht die gewünschte Unkrautbekämpfung erzielt werden. Wegen der Bodenstruktur wurden Problemunkräuter gefördert und es tauchte z.B. der Windhalm auf, welcher zuvor in Kölliken nie gesichtet wurde. Fazit: Nicht jeder Standort ist für Striegel- oder herbizidlose Versuche geeignet, insbesondere in Bio. 
  • Die Untersaatversuche gelangen nicht. Auf der Rapsparzelle hatten wir einen flächendeckenden Kohlherniebefall. Im Winter fror die Untersaat nicht ab. Die Unkrautunterdrückung funktionierte. Die anderen Untersaatversuche fielen der Trockenheit zum Opfer. 
  • Die Untersaat in den Sonnenblumen war so wunderbar, dass sie die Sonnenblumen konkurrenzierte. 

Gab es ein Highlight, eine revolutionäre Erkenntnis für die Zukunft? 

Drohnentechnik und Hackroboter konnten nicht gezeigt werden, wie wir uns das erhofft hätten. Das Need Farming Projekt, gezieltes Behandeln von Problemkräutern mittels punktgenauer Sprühtechnik, konnte nicht gezeigt werden. Das wären wohl insbesondere für Lohnunternehmer spannend gewesen. 

Eine Erkenntnis für die Zukunft ist, dass die Landtechnik mitziehen muss. Für 12-reihige Sägeräte braucht es auch 12-reihige Hackroboter. 

Welches Fazit ziehst du aus den Feldtagen 2020? 

Schade, dass wir das Tüpfelchen auf dem i nicht durchführen konnten und die Feldtage nicht physisch durchgeführt werden konnten. Drei Tage, wo du hin stehen kannst, durchatmen kannst und im Austausch mit den Besucher*innen stehst, das fehlte und kann nicht mit einer digitalen Durchführung ersetzt werden, auch wenn sie noch so erfolgreich ist. 

Es waren die ersten nicht Agroline Feldtage. Wir konnten gut üben. Wir haben trotz allem geerntet und ausgewertet. Es war die Generalprobe für die Feldtage 2023. 

Wie geht es nun mit den Feldtagen weiter?

Die nächsten Feldtage sollen 2023 stattfinden. 2022 finden die Bio-Ackerbautage statt. Diese Anlässe sollen sich nicht konkurrieren. 2023 wären wir auch wieder im 3-jahres-Rhythmus. Zudem wüssten wir die Abstimmungsergebnisse der verschiedenen Initiativen und könnten diese allenfalls für die Versuche berücksichtigen.