Benjamin Vogel, seit 2019 Betriebsleiter, bewirtschaftet 19.5 ha Ackerland auf dem Betrieb Moosholz, am nördlichen Dorfrand von Kesswil, am Ufer des Bodensees. Hauptbetriebszweige sind der Anbau von Essiggurken, Erdbeeren und Kirschen. Zusätzlich baut Benjamin Vogel Getreide und Raps an. Der Betrieb wird viehlos bewirtschaftet.
Jürg Guggisberg: Herzliche Gratulation zum ersten Preis. Sie bauen auf 3 ha Essiggurken an. Wie sieht der Anbau dieser Spezialkultur aus? Wieso ausgerechnet Essiggurken??
Mein Vater hat vor 30 Jahren mit dem Gurkenanbau begonnen und ist vom Betrieb nicht mehr wegzudenken. Die Aussaat der Gurken erfolgt Mitte Mai. Die Pflanzen sind frohwüchsig und ab Juli kann mit der Ernte begonnen werden. Diese dauert in der Regel 10 Wochen, bis in den September. Die Erntearbeit ist sehr arbeitsintensiv. Die Gurken wachsen im Durchschnitt 2 cm pro Tag. Damit sie marktfähig sind, müssen sie länger als 3 cm, aber kürzer als 8 cm sein. Das bedingt, dass im Schnitt jeden zweiten Tag geerntet werden muss und dies über sieben Tage die Woche.
Die geernteten Gurken werden von Reitzel Suisse in Aigle, im Unterwallis, verarbeitet und kommen unter dem Markennamen „Hugo“ in den Detailhandel.
Das häufige Überpflücken bedingt viele Arbeitskräfte. Das Rekrutieren des Erntepersonals stelle ich mir als schwierig vor?
Wir arbeiten seit vielen Jahren mit polnischen Mitarbeitenden. Daraus hat sich ein kleines Netzwerk ergeben. Es sind meistens junge Leute zwischen 20 und 30 Jahren, darunter viele Studierende. Trotz langjährigen Beziehungen wird es aber immer schwieriger, die notwendige Anzahl Personen zu finden.
Welche Ansprüche stellen die Gurken an die Fruchtfolge und den Pflanzenschutz?
Gurken sollten höchstens im Vierjahresturnus auf derselben Parzelle angebaut werden. Die Gurke ist eine zehrende Frucht und verlangt eine gute Bodenstruktur. Mit Nachbarbetrieben tausche ich Flächen ab, um die Anbaupausen auszuweiten und eine vielfältige Fruchtfolge zu haben.
Eine grosse Herausforderung stellt der Mehltau dar. Nester müssen zeitnah behandelt werden. Das Abstimmen von Pflanzenschutzmassnahmen und der Ernte, unter Berücksichtigung der Wartefristen, verlangt eine minutiöse Planung, Erfahrung und Fingerspitzengefühl.
Sie verwenden barto powered by 365FarmNet seit diesem Herbst. Wie sind Ihre ersten Erfahrungen?
Der Start mit der Übernahme der Flächen aus dem Thurgauer Kantonssystem war einfach. Nun steht die Planung der Pflanzenschutzmassnahmen für das Erntejahr 2021 an. Mit der Dokumentation werde ich im Frühling beginnen.
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